Freude ist die einzige Strategie.
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Kennst du das Gefühl, Online-Gold gefunden zu haben?
Dieser Moment wenn man – vielleicht völlig achtlos – durch’s Internet scrollt, etwas liest oder einen Podcast hört und ZACK! da ist es. Ein Bild, ein Wort, ein Gedanke, ein Witz, eine Idee. Und die trifft. Mitten ins Herz. Sticht aus der Informationsflut so deutlich und schillernd hervor, dass du sie packen und nie wieder loslassen möchtest.
Wann hast du das letzte Mal online Gold gefunden? Und was hast du damit gemacht?*
Eines meiner liebsten Online-Goldstücke, die ich dieses Jahr gefunden habe, ist der Podcast von Martha Beck. Und in dem Podcast habe ich diesen goldenen Satz gefunden:
Joy is the only strategy.
Freude ist die einzige Strategie.
In der dazugehörigen Podcast-Folge¹ erzählt Martha von einer Situation, in der jemand sinngemäß sagte: „Aber Freude reicht doch nicht; Freude ist doch keine Strategie!“ … und dann erklärt sie, dass Freude für sie sogar die einzige Strategie ist. Denn ohne Freude geht es nicht – und nichts weist so erfolgreich den Weg, wie Freude.
Und genau das gilt auch, wenn wir einen gesunden Umgang mit dem Internet finden wollen.
Vielleicht widersprichst du mir jetzt: „Aber es braucht doch Regeln! Und Bildschirmzeit-Limits! Und Disziplin, um nicht den ganzen Tag am Handy zu hängen!“
Hast du es damit schon probiert? Hast du dir strenge Regeln auferlegt, eisern daran festgehalten, nie wieder „diese eine App“ benutzt? Und warst du damit erfolgreich?
Falls ja: Herzlichen Glückwunsch, bitte lass dir von mir nicht reinreden!
Falls nein: Willkommen im Club. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mit einem frischen Satz Regeln und jeder Menge Willenskraft losgezogen bin – nur um irgendwann wieder im Online-Loch zu versinken und mich wie die ultimative Versagerin zu fühlen.
Heute weiß ich:
Wenn das passiert, hat die Freude gefehlt.
Ich will nicht so tun, als wäre es leicht, die Finger vom Handy zu lassen, wenn sich die suchtartigen Gewohnheitsmuster erstmal eingeschlichen haben. Ich will sagen: Du darfst es dir so leicht wie möglich machen! Du musst sogar, um wirklich erfolgreich zu sein.
Und dafür braucht es Freude.
Freude gibt dir ein starkes „Warum“; einen richtig guten Grund, dein Verhalten zu ändern.
Freude bringt dein Dopamin-System auf andere Gedanken – weg vom Doomscrolling, hin zu den wunderbaren Hobbies, die du so lange vernachlässigt hast.
Freude zeigt dir – auch durch ihre Abwesenheit – den Weg. Denn die erste halbe Stunde YouTube ist vielleicht noch freudvoll. Die folgenden drei Stunden nicht. Aha, da liegt also die Grenze für dein digitales Wohlbefinden!
Und warum überschreitest du sie dennoch? Vielleicht, weil es dir in der aktuellen Situation, in deinem Alltag, an Freude fehlt?
Es gäbe noch viel zu sagen:
Darüber, dass Dopamin in Wahrheit das „Wollen“-Hormon ist und dass „Wollen“ etwas völlig anderes als „Mögen“ ist.²
Darüber, dass die Forschung zum gesunden Medienkonsum zunehmend auf das Potenzial von Methoden der positiven Psychologie verweist – der Psychologie der Freude.³
Darüber, dass wir uns als Gesellschaft gerade angewöhnen, unser Nutzungsverhalten kategorisch schlecht zu reden, uns selbst immer tiefer in Schuld und Scham zu drücken und diesen unbequemen Gefühlen dann mit der nächsten digitalen Dröhnung zu entfliehen.⁴
Aber genug der Theorie. Es ist Zeit für ein Selbstexperiment:
Spür hin, wo du echte Freude findest. Und dann folge ihr.
Das ist erlaubt. Und das reicht.
deine Pia
* PS: In diesem Text habe ich (m)ein Online-Gold mit dir geteilt. Das macht mir große Freude – und dir vielleicht auch. Deshalb ein Bonus-Tipp: Teil dein Online-Gold öfter mit anderen! Geteiltes Gold ist schließlich doppeltes Gold, oder so.
über mich
Hi, ich bin Pia! Ich schreibe hier für dich über Digitalisierung und Achtsamkeit. Und ich erkläre dir, wie du beides vereinen kannst, um dein (digitales) Wohlbefinden zu steigern. Wie ich dazu kam, erfährst du hier. Wenn du Anmerkungen zu diesem Artikel hast, schreib mir gerne. Und wenn du öfter etwas von mir hören möchtest, melde dich hier für meine Newsletter an – so gibt’s Texte wie diesen direkt in dein Postfach!
quellen & fußnoten
¹ the gathering room podcast | Episode 174: Joy Is the Only Strategy
² Lieberman, D. Z., & Long, M. E. (2018). Ein Hormon regiert die Welt: Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt.
³ z.B. Schneider, F. M., & Halfmann, A. (2019). Digitales Wohlbefinden und Salutogenese. merz | medien + erziehung, 63, 20–27.
⁴ Vertrau mir, Bruder. 😛 Aber es gibt auch spannende Forschung zum Thema Medien-Mindsets, z.B. Lee, A. Y., & Hancock, J. T. (2023). Social Media Mindsets: A New Approach to Understanding Social Media Use & Psychological Well-Being. https://doi.org/10.31234/osf.io/f8wny
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